Ein schönes aber seltenes Jubiläum konnte gefeiert werden

Ein schönes aber seltenes Jubiläum konnte gefeiert werden

Pfarrer i. R. Willy Pape, wohnhaft in Mittergars feierte in der Kirche St Michael am 7.4.24 sein 60 jähriges Priesterjubiläum.


… hier ein Auszug aus der Predigt von P. Markus Haering aus der Abtei Metten die beim Festgottesdienst gehalten wurde…

Am 6. April 1936 bist Du in Krochwitz im heutigen Tschechien im Schlafzimmer Deiner Großeltern zur Welt gekommen und bist in der Roswitzer Kirche durch die Taufe in Christus eingegliedert worden. Du warst erst sechs Jahre alt, als Deine Mutter Elisabeth durch eine Herzerkrankung starb. Deine Oma und Deine Tante sorgten für Dich – die Männer mussten ja an die Kriegsfront. 1945 kam die Vertreibung. Du hattest Lungenentzündung und hohes Fieber und bist nach Einschätzung des Arztes nicht transportfähig gewesen. Durch Gottes Barmherzigkeit ging über Nacht das Fieber zurück und gepackt in ein Federbett ging es im Viehwaggon nach Würzburg. Caritas-Frauen brachten Dir dort Wurstbrote und Tee. Das Wurstbrot schmeckt Dir heute noch und ist für Dich ein weiteres Zeichen für Gottes Barmherzigkeit.

Ziel des Viehwaggons war Altenstadt in Oberhessen. Von dort ging es nach Eckartshausen, einem rein evangelischen Dorf. Deine Oma, die Tante und Du habt beim Bauern Lochmann zu dritt ein kleines Zimmer bekommen. Oma und Tante arbeiteten in der Landwirtschaft und Du besuchtest die Volksschule. Einmal im Monat kam der Pfarrer aus der Kreisstadt Büdingen zum Gottesdienst für die Katholiken, der im Klassenzimmer der Schule gefeiert wurde. Dort hast Du in der Schulbank mit den Klappsitzen die erste Beichte abgelegt und in kindlicher Weise wieder Gottes Barmherzigkeit erfahren. Zur Erstkommunion ging es mit dem Heuwagen in die 7 Kilometer entfernte Kreisstadt. Danach wurdest Du Ministrant.

Durch den Suchdienst des Roten Kreuzes fand Dich Dein verwitweter Vater, der aus der Gefangenschaft geflohen und in Grafenau geheiratet hatte. So kamst Du in den Bayerischen Wald und  lerntest da den katholischen Glauben besser kennen.

1951 bekamst du im Alter von 15 Jahren, zu einem Gymnasialplatz an der St.-Albert-Schule in Königstein im Taunus. Nach dem Abitur 1958 kamen das Studium der Philosophie und Theologie in Königstein und München und für Dich auch der Geschichte und Liturgie der Byzantinischen Kirche. Deinen priesterlichen Dienst wolltest Du in der Diaspora leisten. Deshalb wähltest Du dafür die Erzdiözese Bamberg, wo du vor 60 Jahren, am 8. März 1964 zum Priester geweiht und in den Dienst genommen wurdest für einen anderen, auf den Du hinzuweisen hattest. Immer wieder, so sagst Du selbst, konntest Du Gottes Barmherzigkeit in Deinem Priesterleben erfahren: als Aushilfspriester in Heroldsbach, als Kaplan in Burgkunstadt, in der Jugendarbeit in Herzogenaurach und bei Kolping, in Nürnberg St. Martin wieder in der Jugendarbeit und beim Unterricht am Melanchton-Gymnasium und schließlich ab 1979 als Pfarrer in Heroldsberg. Seit 1985 warst Du in der ökumenischen Kommission der Erzdiözese Bamberg und so gibt es seit 1986 in Heroldsberg die ostkirchliche Georgs-Kapelle.

2008 hattest Du einen Herzinfarkt, den Du dank des entschlossenen Einsatzes eines Arztes überlebt hast. In der Notaufnahme des Krankenhauses war der Defibrillator direkt neben Deiner Krankenbahre. Gottes Barmherzigkeit schreibst Du es zu, dass Du Dich wieder erholt hast und im seelsorgerlichen Dienst mithelfen kannst.

Der Ruhestand vom Pfarramt entbindet einen Priester zwar von vielen Pflich­ten und Aufgaben, die – gebe es Gott – jüngeren Nachfolgern übertragen werden; aber er behält den Grundauftrag, den er bei der Weihe übernommen hat: unverdros­sen hinzuweisen auf den Größeren, auf das Heil der Welt. Und in diesem Dienst stehst Du bis heute.

Max Voglmaier