Inn-Löwen beten in Münster – Jährlicher Ausflug führt in historische Stadt im Münsterland

Inn-Löwen beten in Münster – Jährlicher Ausflug führt in historische Stadt im Münsterland

Keine Gnade kannte Organisator und Reiseleiter Harry Bauernschmid beim Inn-Löwen-Ausflug 2023, der die 16-Mann-Reisetruppe nach Dortmund im vergangenen Jahr, erneut nach Westfalen – dieses Mal nach Münster führte. Zu einer Zeit, wo mancher Herr das erste Mal aufsteht um sich danach wieder niederzulegen, hieß es Abfahrt zum Bahnhof nach Ampfing. Um 4.35 Uhr startete die SOB nach München, wo es mit dem ICE nach Kassel und anschließend mit dem Rhein-Ruhrexpress nach Münster ging. Wie schon traditionell stand im ICE die Brotzeit mit Regensburger, Brezen und einer Hoibe Moy oder Maxlrainer Bier an. Dazu für jeden als Schmankerl ein Duplo. Kaum zu glauben, aber einige Damen als Sitznachbarn verschmähten Harry`s längste Praline. Danach leerte der Oberlöwe seinen schwer beladenen Rucksack weiter. Die obligatorischen „Goaßn“ standen an, ehe es dann einige aus der Truppe in das Bordbistro zog, wo der Gerstensaft die Gurgeln munter weiterölte.

Einigermaßen pünktlich in der kreisfreien Stadt (Sitz des Regierungsbezirk Münster – mit knapp 330.000 Einwohner die 20-größte Stadt Deutschlands) angekommen, ging es nur einmal um die Ecke und schon hieß es einchecken im Hotel “Prizeotel“ (kein Schreibfehler).

Der vom Oberlöwen knappe Zeitplan ließ nur ein vom Hotel spendiertes Ankunftspils zu, ehe eine knapp 2-stündigen Besichtigungstour mit einen etwas gewöhnungsbedürftigen Stadtführer (Neudeutsch Guide) absolviert wurde. Historisches Rathaus, Prinzipalmarkt, St. Paulus-Dom, St. Lamberti, Martini-Kirche, Kiepenkerl (Denkmal für wandernde Händler) usw. standen auf dem Programm. Das in Münster – zusammen mit Osnabrück – nach 5-jährigen Verhandlungen auch der geschlossene Westfälische Friede am 24.Oktober 1648 den 30-jährigen Krieg beendete, konnte man sich noch merken, die weiteren Erläuterungen des Stadtführers zusammen mit einem mehr als groben Schnaps nicht mehr unbedingt erwähnenswert. Der Tag klang danach mit einem guten Abendessen im Ratskeller aus. Dabei sorgte zunächst der Middagascha Dialekt von Herrn Bauernschmid bei der telefonischen Voranmeldung für etwas Verwirrung. Der Preuße am anderen Telefonende verstand statt Bauernschmid ein „Hammerschmid“ und auch die vereinbarte Uhrzeit um „18.60 Uhr“ wurde missverstanden. Man fand dennoch zueinander und beim Ratschen u.a. mit den Engelsberger Löwen – ebenfalls nach Münster unterwegs (man hatte mit Stefan Greilinger die Stätte des gemeinsamen Biertrinkens vereinbart) vergaßen einige die Uhrzeit. So ging man in Grüppchen zurück ins Hotel (24 Stunden-Bar), wo das eine oder andere „Absackerbierchen“ den tiefen Schlaf nach einen langen Tag erleichterte. Einige aus der Reisegruppe erlebten einen 24 Stunden-Marathon.

Am nächsten Tag (Sonntag = Tag des Herrn) wurde das Hafenviertel der Universitätsstadt besichtigt. Es liegt am Dortmund-Ems-Kanal und erfährt seit einiger Zeit eine Wandelung von einem Güterumschlagsplatz hin zu einem Kreativkai mit Bürohäusern, Kunst, Kultur, Restaurants und Szeneclubs. Viel los war an diesem Sonntagvormittag nicht, so dass sich eine vorweggehende Gruppe die in der Nähe befindliche Kirche Maria Jesu anschaute. Nanu wer sind die denn, wird sich der sitzende Bettler (Mann im besten Arbeitsalter und auch nicht unterernährt) vor der Eingangspforte gesagt haben. Denn als die 8-köpfige Gruppe nicht mehr herauskam, sah er nach geraumer Zeit nach, machte es sich auf einer Kirchenbank putzmunter mit einer Limonade und seinen kleinen „Spendenbeutel“ in der Hand gemütlich, um dann doch wieder zu verschwinden. Die Inn-Löwen dagegen blieben vom Anfang bis zum Ende in der Kirche und wohnten den katholischen Gottesdienst bei. Manch einer frisch und munter bei den Gebeten und Gesängen, manch einer kurz vor dem Einnicken. Nach einem ellenlangen Fußweg und einigen Wirrungen (Stichwort Google-Maps) fanden dann beide Gruppen in den „Köpisstuben“ wieder zueinander. Gestärkt von einer flüssigen und bisshaften Wegzerrung machte man sich dann auf ins Stadion des FC Preußen Münster, wo um 16.30 Uhr das Spiel der Münchner Löwen anstand. In Bussen buchstäblich eingequetscht, fand man schließlich auch dieses Ziel. Im verhältnismäßig ruhigen Gästeblock (die Sechzger-Ultras kamen wie man später erfuhr gar nicht erst ins Stadion) sah man in der ausverkauften ehrwürdigen Preussen-Arena stehend (es gab keine Sitzplätze für die Löwenfans) ein durchaus ansehnliches Spiel, das nach einer Führung der Sechzger mit einem späten 1:1 Remis endete. Beide Teams erlebten schon bessere Zeiten, waren sie doch jeweils Gründungsmitglieder Fußball-Bundesliga. Zurück in der Innenstadt der Krimistadt (Tatort im Ersten – Privatdetektiv Wilsberg im Zweiten Fernsehen) suchte man erneut die Köpisstuben zum Abendessen und zur Nachbetrachtung des Spieles auf. Die Gewinner des Tippspieles, da Hoize und da Harry, spendeten ihren Gewinn und ehe man sich versah, wurde es später und später. Als zwei junge Münchner Mädchen – in München-Giasing daheim, am Nebentisch merkten – hoppla da sind ja Bayern unterwegs, fragten sie nach einer fehlenden Spielkarte, den „Max“. Leider konnte die Reisegruppe da nicht ausfehlen, denn die eigenen Spielkarten waren im Hotel geblieben. Aushelfen konnten der Kare und der Wastl dennoch, denn sie spielten mit den jungen Damen dann das beliebte „Watten“ zu viert. Allerdings etwas kompliziert, denn es stellte sich heraus, dass in den Spielkarten der Damen nur der „Max“ sondern auch zwei Asse fehlten. Dies tat der Gaudi aber keinen Abbruch. Erneut spaltete sich die Truppe dann bei den Heimwegen auf. Der harte Kern fand noch den Weg in das Atelier, ein Münsteraner Szenelokal. Dort brachte es der Kare mit seiner ureigenen Art tatsächlich fertig, dass ihm zuliebe „Angie“ von den Rolling-Stones gespielt wurde. Er sang kräftig mit, der Pub bebte.

Der Rückreisetag Montag begann mit einigen „Katern“, einen aus dem Bett gefallenen (nicht genannten) Reisemitglied und einem kräftigen Frühstück. Für ein Hotelfrühstück ungewöhnlich, stand an beiden Tagen auch jeweils eine Schale „Mohrenköpfe oder mit Verlaub gesagt „Negerküsse“ zur Selbstbedienung parat. Dies führte in einer Tisch- Gesprächsrunde zu einer Diskussion um die sogenannte „Mohrenkopfsemmel“. Ist mir nicht bekannt, so Jettenbachs vielgereister, sehr erfahrener, früherer Vereinsboss mit dem Kürzel PH. Das gibt’s doch nicht, du hast doch ein Erinnerungsvermögen wie kein Zweiter, so die weitere Runde, von denen jeder die Semmel noch aus seinen Jugendtagen kannte. Die Reisegruppe, die sich anschließend mit einer Unterbrechung in Kassel-Wilhelmshöhe (Harry suchte vergeblich nach den „richtigen“ Goaßmaß-Zutaten für die weitere Zugfahrt) an die Heimreise machte. Mit dabei auch Unglücksrabe Ritchie, den auf der Hinfahrt ein Schaffner (Neudeutsch Zugbegleiter) killte. Die Folge eine schmerzhafte Knieblessur. Dazu kam noch ein Infekt, der den Sonntag zum „Bett-Tag) machte. Auf der Heimreise ging es den Patienten schon wieder besser, auch die eine oder andere Hoibe schmeckte schon wieder. Pünktlich im heimischen Landkreis, um kurz vor Mitternacht angekommen, wurde den Harry (wollte unbedingt noch nach Hochstraß zum Kirtaschmaus- was sich allerdings auf Grund der Uhrzeit zerschlug) für seine perfekte Reiseplanung gedankt. Den nächsten Jahresausflug schon im Hinterkopf, trennten sich die Wege, wobei aber ein Münster-Kuriosum, das für alle an den Tagen stets sichtbar war, jeden begleitete: In keiner Stadt in Deutschland sind so viele Fahrräder und Pedalritter zu sehen. Über 400.000 Räder laut Homepage sollen es sein, davon sind pro Tag über 100.000 in allen Variationen auf den Straßen und Wegen der Stadt unterwegs. Wenn man da unfallfrei bleibt, schon ein kleines Wunder. Aber auch ein Terrain, geschaffen für die Grasser-Mittwochs-Stammtischler, denen ja das Rad nicht unbekannt ist: Andreas Hummel, Schorsch Fischer und Hartmut Freesemann, sowie natürlich auch andere Biker, die den Drahtesel in seiner ursprünglichen Form lieben. Auf nach Münster kann man da nur sagen. Verwunderlich, dass sich keiner aus der Reisetruppe an den Tagen in Münster nicht ein Rad geschnappt hat und eine Tour unternommen hat. Vermutlich, bei dem einen oder anderen „Pegelstand“ eine zu wacklige Angelegenheit!

Münster/Mittergars im Oktober 2023

Peter Schillmaier